Fantastisch, jung und unangepasst: FFA fördert die Entstehung von sieben Filmprojekten und neun Drehbüchern mit rund 3,4 Millionen Euro

Pressemitteilung vom 09.03.2023

In der ersten Sitzung des Jahres hat die FFA-Kommission für Produktions- und Drehbuchförderung insgesamt 3.393.640 Euro vergeben. Sieben Filme – darunter neue Projekte von Bora Dagtekin, Robert Thalheim und Natja Brunckhorst – erhalten insgesamt 3.186.000 Euro Produktionsförderung. Mit weiteren 207.640 Euro werden jeweils vier Drehbücher und Treatments sowie die Fortentwicklung eines Drehbuchs gefördert.

Alles nur Illusion? In einigen der aktuell geförderten Filmprojekte und Drehbücher haben die Figuren in fantastischen Welten mit ganz realen Herausforderungen zu kämpfen. In „Chantal im Märchenland“ (AT), der neuen Komödie von Bora Dagtekin, findet sich die heimliche Hauptfigur der „Fack ju Göhte“-Filme plötzlich in einer Märchenwelt wieder, wo sie erst einmal mit einigen Prinzessinnenklischees brechen muss. Fantastisch geht es auch im dritten Teil der „Lillifee“-Reihe zu: Der Kinder-Animationsfilm „Prinzessin Lillifee: Entdecke die Zauberkraft“ erzählt, wie Lillifee eine echte Feenprinzessin wird – und dass dafür mehr als nur Magie nötig ist. Auch der zweite geförderte Familienfilm basiert auf einer erfolgreichen Buchreihe: Das Fantasy-Epos „Woodwalkers“ rund um eine Schule für Jugendliche, die sich in Tiere verwandeln können, handelt von den Erlebnissen des jungen Puma-Wandlers Carag. Eine märchenhafte Geschichte für das allerjüngste Publikum ist „Die Häschenschule – Die Legende vom Goldenen Ei“ (AT); der dritte Teil des Animationsabenteuers nach der bekannten Kinderbuchvorlage erhält Drehbuchförderung.

Das mitunter schwierige Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und die eigene gesellschaftliche Verortung der Hauptpersonen spielt in mehreren geförderten Projekten eine zentrale Rolle. So standen die vier Protagonistinnen in Cornelia Grünbergs Langzeitdokumentation „14-18-28“ als zuerst minderjährige und heute noch immer junge Mütter vor beträchtlichen Herausforderungen. Im nun produktionsgeförderten dritten Teil „28 – Prinzip Hoffnung“ sprechen die Frauen über ihren Umgang mit der Ausnahmesituation. Dem gesellschaftlichen Spiel der Eitelkeiten widmet sich der Spielfilm „Pfau“. Die deutsch-österreichische Koproduktion erzählt von Matthias, einem Mann zum Mieten, dessen Welt mehr und mehr im Chaos versinkt. Vom sozialen Druck, der auf jungen Frauen lastet, handelt die drehbuchgeförderte Coming-of-Age-Geschichte „Wie die Gorillas“.

In Robert Thalheims Fortsetzung seiner Agentenkomödie von 2016 verschlägt es die „Kundschafter des Friedens“ – pensionierte DDR-Spione – nach Kuba, das sie vor der endgültigen Übernahme durch den Kapitalismus zu bewahren versuchen. Noch nicht ganz Geschichte ist die DDR in Natja Brunckhorsts auf wahren Begebenheiten beruhendem Spielfilm „Zwei zu Eins“, in dem drei Freunde kurz nach der Währungsunion 1990 auf eingelagerte Ost-Mark-Millionen stoßen. Eine Förderung zur Drehbuch-Fortentwicklung erhält das Spielfilmprojekt „Bettina“ über die Liedermacherin Bettina Wegner, die trotz Gefängnisaufenthalts und anderer Repressalien an der DDR festhält – eine Zerreißprobe für ihre Karriere und Familie.

Historische Themen behandeln auch drei weitere geförderte Drehbuchprojekte: In der Tragikomödie „Todschick“ über einen Berliner Modesalon im Winter 1941/42 entlarvt sich der Zynismus der NS-Ideologie, die Oskar-Maria-Graf-Verfilmung „Täglich Brot“ begleitet eine bayerische Bäckerin durch das Kaiserreich bis in die Nazi-Zeit, und in der Satire „Sie sind unter uns“ von Sven Taddicken wachen die Bewohner*innen einer Berliner Altbauwohnung der letzten 120 Jahre plötzlich gemeinsam in der Gegenwart auf.

 

Die Förderung im Detail:

Produktionsförderung

CHANTAL IM MÄRCHENLAND (AT)        
Produktion: Constantin Film Produktion GmbH
Regie: Bora Dagtekin     
Drehbuch: Bora Dagtekin            
Förderung: 819.000 Euro            
Chantal, weiblicher Publikumsliebling der Fack-ju-Göhte-Filme, wird ungewollt in eine Märchenwelt transportiert, räumt mit reaktionären Märchenklischees auf, kämpft gegen Hexen und tyrannische Könige – und vor allem für ihre Freundschaft zu Zeynep.

WOODWALKERS
Produktion: blue eyes Fiction GmbH & Co. KG  
Regie: Damian John Harper        
Drehbuch: David Sandreuter    
Förderung: 600.000 Euro            
Carag ist Woodwalker: halb Mensch, halb Puma. Um mehr über Menschen zu erfahren, verlässt er seine Berglöwenfamilie und kommt auf ein geheimes Internat für Gestaltwandler. Als er erfährt, dass sein Mentor plant, sich an den Menschen zu rächen, muss er sich für eine Seite entscheiden – Auftakt einer mehrteiligen Adaption der Bestseller-Fantasy-Reihe von Katja Brandis.

PRINZESSIN LILLIFEE: ENTDECKE DIE ZAUBERKRAFT!
Produktion: Caligari Film- und Fernsehproduktions GmbH         
Regie: Hubert Weiland
Drehbuch: Elisabeth Schmied, Frederick Schofield          
Förderung: 500.000 Euro            
Als die junge Lillifee aus einer Mondlilienblüte schlüpft, weiß sie noch nicht, dass sie eines Tages Prinzessin des Feenreichs Rosarien werden soll. Mit Hilfe der Tiere und ihrer neuen Freundin Däumeline muss sie aber erst einmal lernen, ihre Zauberkraft zu verstehen und zu kontrollieren. Dabei erfährt sie, dass sich manche Probleme nicht mit Magie, sondern nur mit Herz und Tatkraft lösen lassen.

KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS 2
Produktion: Kundschafter Filmproduktion GmbH           
Regie: Robert Thalheim
Drehbuch: Robert Thalheim, Peer Klehmet        
Förderung: 492.000 Euro            
Auf Kuba schlittern die Kundschafter des Friedens in ein großes Abenteuer. Die pensionierten DDR-Spione werden noch einmal in ihren Idealen herausgefordert, um die letzte Bastion des Sozialismus vor dem Ausverkauf zu bewahren. Dabei bekommen sie es mit ihren größten Gegnern zu tun: Vollpension und Cuba Libre. Treatment und Drehbuch des Films wurden bereits von der FFA unterstützt.

ZWEI ZU EINS
Produktion: Rohfilm Factory GmbH       
Regie: Natja Brunckhorst            
Drehbuch: Natja Brunckhorst   
Förderung: 475.000 Euro            
Nach einer wahren Geschichte: Halberstadt im Juli 1990. Robert, Volker und Maren kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Es ist Sommer, als sie eher zufällig herausfinden, dass ganz in ihrer Nähe in einem alten Schacht die Millionen der DDR eingelagert wurden. Das Projekt hat zuvor Treatment- und Drehbuchförderung der FFA erhalten.

PFAU
Produktion: CALA Filmproduktion GmbH            
Regie: Bernhard Wenger            
Drehbuch: Bernhard Wenger
Förderung: 200.000 Euro            
Matthias kann man mieten – für jegliche Rollen im echten Leben. Beim Spiel der Eitelkeiten ist Matthias der perfekte Begleiter. Als privat Probleme auftauchen, verliert er den Halt und gefährdet die Inszenierungen seiner Kund*innen. Seine Welt versinkt im Chaos.

28 – PRINZIP HOFFNUNG
Produktion: Grünberg Film GmbH          
Regie: Cornelia Grünberg           
Drehbuch: Andreas Grünberg, Cornelia Grünberg
Förderung: 100.000 Euro            
Abschluss der Langzeitdokumentation „14-18-28“ über vier minderjährige Mütter. Wie sind die Kinder von damals und deren Kinder mit den Herausforderungen des Lebens und ihrer besonderen Situation zurechtgekommen, und wie sehen die vier noch immer jungen Frauen von heute ihre damalige Entscheidung, die Kinder zu bekommen? Das Projekt erhielt bereits FFA-Drehbuchförderung.

Drehbuchförderung

TODSCHICK
Autorinnen: Dorothee Schön, Sabine Thor-Wiedemann
Förderung: 35.000 Euro
Der Berliner Modesalon von Annemarie Heise im Kriegswinter 1941/42: Die weibliche Prominenz des Dritten Reiches findet sich zu einer Modenschau ein, nicht ahnend, dass sie dabei von einer Widerständlerin der „Roten Kapelle“ bespitzelt wird. Tragikomödie nach einer wahren Geschichte.

DIE HÄSCHENSCHULE – DIE LEGENDE VOM GOLDENEN EI (AT)
Autor*innen: Nadine Gottmann, Claudio Winter
Produktion: Akkord Film Produktion GmbH
Förderung: 25.000 Euro
Just als Hasenschülerin Emmi zur Hüterin des magischen Goldenen Eis erklärt wird, bricht eine Gruppe verwegener Dachse in die Häschenschule ein und setzt die Hasen vor die Tür. Und das kurz vor Ostern! Emmi zieht mit ihren Freunde Max und Ferdi los, das Goldene Ei zu beschützen und kommen dabei einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, das das Weltbild der Hasen gehörig auf den Kopf stellt.

DIE SCHULE DER SCHURKEN
Autor:
John Chambers
Förderung: 25.000 Euro
Die Furchtbars, eine seit Generationen zwielichtige Familie von Übeltätern, sind erschüttert darüber, dass sich ihr mittlerer Sohn Gabriel als Unschuldslamm herausstellt. Sie beschließen, ihn auf eine ordentliche Schule für Schurken zu schicken, damit er endlich lernt, wie man böse wird. Das Projekt erhielt bereits FFA-Treatmentförderung.

WIE DIE GORILLAS
Autorinnen:
Rebeca Ofek, Esther Becker
Produktion: Network Movie / Studio Zentral
Förderung: 25.000 Euro
In den 1990-er Jahren kämpft ein Mädchen um Spaß, Autonomie und Selbstbestimmtheit. Als ihre besten Freundinnen zur Uni gehen und sich die Eltern trennen, bleibt die Protagonistin allein zurück und wendet sich der einzigen Sache zu, über die sie glaubt, die Kontrolle zu haben – ihrem Gewicht.

Treatmentförderung

TÄGLICH BROT („ES KNISTERT IN DER STILLE“)
Autorinnen: Marina Koreneva, Stefanie Reinhard
Förderung: 10.000 Euro
Um die Dorfbäckerin aus Oberbayern tobt die große Geschichte mit Kriegen, Revolutionen und Machtkämpfen. Die Herrscher kommen und gehen, gestern noch rollte Ludwig II. in seiner Karosserie an ihr vorbei und heute ist Hitler in aller Munde. In ihrem Alltag mit neun Kindern, harter Arbeit und einem eigensinnigen Mann gibt es für diese Umwälzungen keinen Platz, denn „was sich ewig wechselt, ist nichts wert“. Sie nimmt alles an, wie es ist, und erweist sich in ihrer Demut und Geduld als starker Mensch. Literaturadaption auf Grundlage des Romans „Das Leben meiner Mutter“ von Oskar Maria Graf.

EIN FEMINISTISCHER WESTERN (AT)
Autorin: Carolin Schmitz
Förderung: 10.000 Euro
Die Emanzipationsgeschichte dreier Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert, die sich ihre Lebensweise nicht von gesellschaftlichen Zwängen und Männern vorschreiben lassen wollen. Um sich zur Wehr zu setzen, greifen sie zu ungewöhnlichen Mitteln.

HEDI, ARTHUR UND DIE GEISTER DES MEERES
Autor:
Jan Strathmann
Förderung: 10.000 Euro
Die neunjährige Hedi lebt an der Nordsee. Ihr größter Wunsch ist es, mit ihrem Vater zum Fischen aufs Meer hinauszufahren. Als Hedis Vater eines Tages nicht zurückkommt, heißt es, er sei auf einer Insel, auf der die Seelen aller ertrunkenen Seeleute und Fischer leben. Zusammen mit ihrem Freund Arthur macht Hedi sich auf, diese Insel zu finden.

SIE SIND UNTER UNS
Autor:
Sven Taddicken
Förderung: 10.000 Euro
Gesellschaftskritische Satire über die ehemaligen Bewohner*innen einer Berliner Altbauwohnung der letzten 120 Jahre, die gemeinsam am selben Morgen in der heutigen Zeit aufwachen. Sie sind gezwungen, sich zu arrangieren, wenn sie überleben wollen.

Drehbuchfortentwicklung

BETTINA
Autorin:
Wanda Perdelwitz und Martin Behnke
Produktion: Wüste Film GmbH
Förderung: 57.640 Euro
Während viele DDR-Oppositionelle Anfang der 80er in die BRD ausreisen, hält die bekannte Liedermacherin Bettina Wegner allen Widerständen zum Trotz an ihrer Heimat fest. Obwohl sie als junge Mutter schon ins Gefängnis musste, ist sie weiter davon überzeugt, dass es sich lohnt zu kämpfen, um die DDR zu einer besseren, freieren Gesellschaft zu machen. Doch das Leben als unerwünschte Person des Staates wird für sie und ihre Familie zur Zerreißprobe. Das Projekt erhielt bereits FFA-Drehbuchförderung.

 

Genderübersicht* – Produktionsförderung:
21 Anträge
, davon
7 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
14 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin
5 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin

7 geförderte Projekte, davon
3 Projekte von/mit Beteiligung einer Autorin
5 Projekte von/mit Beteiligung einer Produzentin
2 Projekte von/mit Beteiligung einer Regisseurin


Genderübersicht* – Drehbuchförderung:
30 Anträge
, davon
15 von/mit Beteiligung einer Autorin

9 geförderte Projekte, davon
6 von/mit Beteiligung einer Autorin

*Angaben zu Anträgen und Bewilligungen enthalten Widersprüche

 

Die nächste Sitzung der Kommission für Produktions- und Drehbuchförderung findet am 18. und 19. April 2023 statt.

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