Verleihung der FFA-Short-Tiger-Awards 2019 „Kurzfilme gehören ins Kino“

Pressemitteilung vom 11.04.2019

Am gestrigen Mittwoch wurde beim Kinokongress 2019 in Baden-Baden der FFA-Kurzfilmpreis Short Tiger vergeben. „Wir freuen uns, in diesem Jahr unseren Short Tiger wieder vor den Kinobetreiberinnen und Kinobetreibern zu verleihen, die diese und andere Kurzfilme ja auch zeigen sollen,“ erklärte FFA-Präsident Bernd Neumann in seiner Begrüßungsrede.

Die Jury, die in diesem Jahr aus der Regisseurin Doris Dörrie, dem Kurzfilmfestival-Macher Daniel Ebner und dem Kinobetreiber Dr. Gregory Theile bestand, hatte die Aufgabe, aus 78 Einreichungen die fünf Siegerfilme auszuwählen.Den ersten Short Tiger 2019 nahm Sonja Rohleder für ihren Animationsfilm „Nest“ in Empfang. „Ihr fedriger Protagonist braucht nicht mehr als Fuß, Auge und Schnabel, um vor unserem inneren Auge als Paradiesvogel zu entstehen.“, heißt es in der Jurybegründung. „Weil dieser kurze Film mit so wenig Farben so bunt ist wie der Regenbogen, weil seine Pointe den Paradiesvogel wie uns gleichermaßen überrascht und weil er nicht nur den Vogelmann zum Nachdenken zwingt, zeichnen wir ‚Nest‘ mit dem Short Tiger 2019 aus.“

Der zweite Short Tiger ging an den experimentellen Dokumentarfilm „Whose Hand was it“ über das Attentat beim Münchener Oktoberfest 1980. „Minze Tummescheid, Sara Lehn und Arne Hector haben mit ihrem Found-Footage-Kurzfilm Originalzitate zu dem schwersten Attentat deutscher Nachkriegsgeschichte gesampelt,“ erläuterte die Jury, die den Film auszeichnete, „weil er in Zeiten, in denen weltweit konservative, nationalistische Politik erstarkt und demokratische Werte in Gefahr geraten, eine so wichtige wie unbequeme Frage aufwirft.“

In der Szene des Online-Muttermilchhandels spielt der dritte diesjährige Short-Tiger-Preisträgerfilm „Milchmänner“ von Michelle Burakowski und Aljoscha Böhnert. „Es ist großartig, wenn Kino die Türen aufstößt zu unbekannten Universen,“ begründete die Jury ihre Entscheidung und sprach von einem „amüsant-schaurigen Einblick in die Untiefen menschlicher Vorlieben. Mit dem einfachen Mittel der Knetanimation erschaffen sie verblüffend typgerechte Plastilin-Stand-Ins für ihre Protagonisten und ihr Umfeld.“

Einen fiktiven portablen Mini-Grenzzaun für Einzelpersonen bewirbt „Myborder’s Joyfence“ von Michael Kranz und Andreas Hörl. „So absurd der ‚Joyfence‘ auch scheint, so liegt der wahre Horror in der Tatsache, dass dessen Markteinführung durchaus nicht abwegig erscheint,“ erklärte die Jury. „Weil ‚Myborder’s Joyfence‘ tief in die Ängste und Abgründe der weißen Mitteleuropäer und Nordamerikaner schaut und weil der Film ein eindringlicher Appell ist, keinen Stacheldraht um unsere Herzen zu wickeln, zeichnen wir ‚Myborder’s Joyfence‘ mit dem Short Tiger 2019 aus.“

Der fünfte und letzte Short Tiger 2019 geht an Nikita Diakur und David Kamp für „Fest“, der laut Jurybegründung „wie jede ernsthafte exzessive Party ein Tanz auf Messers Schneide, ein knapp dreiminütiger vollständiger Kontrollverlust“ ist: „Das Besondere an der Animationstechnik von Nikita Diakur ist, dass sie unvorhersehbar ist auch für ihn und die von ihm animierten Figuren ein Eigenleben führen.“

„Kurzfilme gehören ins Kino – und das nicht nur bei Filmfestivals, sondern auch ins ‚normale‘ Tagesprogramm“, sagte Bernd Neumann und appellierte an die Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber: „Greifen Sie zu! Die FFA fördert die Kurzfilm-Programmierung mit einem Zuschuss von 80 Prozent der Kosten. Ich bin sicher: Ihr Publikum wird es Ihnen danken.“

Für den FFA-Kurzfilmpreis Short Tiger können Kurzfilme mit einer Länge von maximal fünf Minuten eingereicht werden. Vorschlagsberechtigt sind deutsche Filmhochschulen, Fach- und Kunsthochschulen mit Filmausbildung sowie die AG Kurzfilm. Eine Expertenjury entscheidet über bis zu fünf Preisträgerfilme und die Vergabe von Preisgeldern in Höhe von jeweils 5.000 Euro. Das Preisgeld ist zweckgebunden und kann für die Herausbringung der ausgezeichneten Filme oder für die Herstellung eines neuen Films eingesetzt werden. Die prämierten Filme sind Teil des Programms Next Generation Short Tiger auf den Internationalen Filmfestspielen Cannes. In den Folgemonaten wird das Programm Next Generation Short Tiger weltweit bei den von German Films organisierten Festivals des deutschen Films und weiteren internationalen Festivals gezeigt. Außerdem werden die Preisträgerfilme über die Kurzfilmagentur Hamburg im Kino ausgewertet.

Eine Übersicht der Gewinnerfilme finde Sie hier.

FFA-Short-Tiger 2019: Jana Cernik (AG Kurzfilm), Martin Turowski (HDF), Anne Jagemann (Vertreterin für Minze Tummescheid, Sara Lehn und Arne Hector / „Whose Hand was it“), Martin Scheuring (German Films), Mariette Rissenbeek (German Films, IFB), Frank Völkert (FFA), Jens Heuler (Musik „Nest“), Dr. Gregory Theyle (Jury), Sonja Rohleder (Preisträgerin / „Nest“), Michael Kranz (Preisträger / „Myborder’s Joyfence“), Nikita Diakur (Preisträger „Fest“), Anna Katharina Brehm (Herstellungsleitung „Myborder’s Joyfence“), Michelle Burakowski (Preisträger / „Milchmänner“), Daniel Ebener (Jury), Aljoscha Böhnert und Michelle Burakowski (Preisträgerin / „Milchmänner“)
Foto (c) Mike Auerbach

 

 

 

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