1,2 Millionen Euro für sieben minoritäre Koproduktionen: Heute gefördert, morgen ausgezeichnet?
Pressemitteilung vom 16.06.2025
Im zweiten Jahrgang des von der FFA 2024 neu aufgelegten Minoritären Koproduktionsfonds bewilligte die Förderkommission insgesamt 1.200.000 Euro für sechs Spielfilmprojekte und einen Dokumentarfilm, darunter Werke von Oscar- und Festivalgewinner*innen. Die erste Förderrunde hatte sich als äußerst erfolgreich erwiesen: Drei von fünf der im letzten Jahr geförderten Filme mit minoritärer deutscher Beteiligung liefen 2025 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes und gewannen dort insgesamt drei Hauptpreise.
Zu den aktuell unterstützten Titeln gehört „All of a Sudden“ des japanischen Regisseurs Ryūsuke Hamaguchi, der 2021 mit „Drive My Car“ in Cannes ausgezeichnet wurde und in der Folge einen Oscar und zahlreiche weitere internationale Preise gewann. Sein neues Drama ist in Paris angesiedelt, die Hauptrollen spielen Virginie Efira und Tao Okamoto.
„The Revolution According to Kamo” handelt vom Aufstieg des Diktators Josef Stalin, das Drehbuch wurde von Oscar-Gewinner Paweł Pawlikowski („Ida“) gemeinsam mit Ben Hopkins verfasst. Regie führt der Ungar Kornél Mundruczó, der bereits mehrfach für die Goldene Palme in Cannes und für den Goldenen Löwen in Venedig nominiert war.
Auch die Britin Sally Potter lief mit früheren Filmen schon im Wettbewerb von Venedig sowie der Berlinale. Ihr aktuell gefördertes Projekt „Alma“ ist eine Familien-Tragikomödie mit Pamela Anderson und Dakota Fanning in den Hauptrollen.
„Quo Vadis, Aida: The Missing Part” setzt das für den Goldenen Löwen nominierte und u. a. mit drei Europäischen Filmpreisen ausgezeichnete Drama „Quo Vadis, Aida?“ von 2020 fort – wieder inszeniert von der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanić, wieder mit der preisgekrönten Hauptdarstellerin Jasna Djuricic in der Rolle der Aida.
Minoritäre Koproduktionsförderung erhalten außerdem das Spielfilmdebüt „The Station“ der jemenitisch-schottischen Oscar-nominierten Dokumentarfilmregisseurin Sara Ishaq, außerdem „A Man of the World“, die zweite Regiearbeit der belgischen Drehbuchautorin und Schauspielerin Anne Paulicevich, sowie der Dokumentarfilm „The Other Side of Silence“ des indisch-britischen Regisseurs Dheeraj Alkokar.
Die Förderung im Detail:
ALL OF A SUDDEN
Regie: Ryūsuke Hamaguchi
Drehbuch: Ryūsuke Hamaguchi
Produktion Deutschland: Heimatfilm GmbH & Co.KG (10,2%)
Förderung: 200.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Cinefrance Studios, Frankreich (55,4%)
Weitere Koproduktionspartner: Tarantula Belgique, Belgien (10,2%) / Office Shirous sowie Bitters End, Japan (24,2%)
Marie-Lou Fontaine leitet ein Pflegeheim nahe Paris und setzt trotz Kritik die „Humanitude“-Methode zur Betreuung von Alzheimer-Patienten ein. Nach einer Theateraufführung lernt sie Mari Morisaki kennen, eine krebskranke Regisseurin. Eine tiefe Freundschaft entsteht, die beide stärkt und das Pflegeheim nachhaltig verändern wird.
QUO VADIS, AIDA: THE MISSING PART
Regie: Jasmila Zbanić
Drehbuch: Jasmila Zbanić
Produktion Deutschland: Razor Film Produktion GmbH (17,7%)
Förderung: 200.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Deblokada, Bosnien und Herzegowina (29%)
Weitere Koproduktionspartner: IndieProd, Frankreich (19%) / Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH, Österreich (14%) / Topkapi, Niederlande (10%) / Madants, Polen (10%)
Nach dem Massaker im Juli 1995 wussten Aida und tausende andere Frauen aus Srebrenica nicht, was mit ihren Männern und Söhnen geschehen war. Man sagte ihnen, dass sie den Friedensprozess stören, wenn sie nach ihren Angehörigen suchen. Doch niemand konnte diese Frauen davon abhalten, ihre Familien zu finden, lebendig oder tot.
THE REVOLUTION ACCORDING TO KAMO
Regie: Kornél Mundruczó
Drehbuch: Paweł Pawlikowski, Ben Hopkins
Produktion Deutschland: Komplizen Film GmbH (20,2%)
Förderung: 200.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Proton Cinema, Ungarn (43,5%)
Weitere Koproduktionspartner: Madants, Polen (15,6%) / MK Productions, Frankreich (20,7%)
Georgien, 1891: Die Jungen Kamo und Soso werden trotz unterschiedlicher Lebensumstände beste Freunde, bis Soso ins Seminar nach Tiflis geht. Einige Jahre später folgt Kamo seinem Freund und wird in die neue revolutionäre Arbeiterbewegung gegen den herrschenden Zaren hineingezogen. Sosos Macht in der Kommunistischen Partei wächst und er beginnt, sich von Kamo zu lösen und als Genosse Stalin seinen eigenen Weg zu gehen.
THE STATION
Regie: Sara Ishaq
Drehbuch: Sara Ishaq, Nadia Eliewat
Produktion Deutschland: One Two Films GmbH (30,7%)
Förderung: 200.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Georges Films, Frankreich (33,5%)
Weitere Koproduktionspartner: Screen Project, Jordanien (22,1%), Keplerfilm BV, Niederlande (13,7%)
In einem nach Geschlechtern getrennten, vom Krieg gezeichneten Dorf im Jemen betreibt Layal eine Tankstelle nur für Frauen, um ihren 12-jährigen Bruder vor der Rekrutierung zu schützen. Doch die Ankunft ihrer militanten Schwester, die ihn an die Front mitnehmen will, und sein Wunsch, die Frauenwelt zu verlassen, verursachen eine Bruchstelle in der Beziehung der Geschwister.
ALMA
Regie: Sally Potter
Drehbuch: Sally Potter
Produktion Deutschland: Komplizen Film GmbH (15,3%)
Förderung: 150.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Adventure Pictures Ltd. sowie Sixteen Films, Großbritannien (70%)
Weitere Koproduktionspartner: Les films d‘Antoine, Frankreich (14,7%)
Der Ausflug einer Familie, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen, wird zu einem Kampf um die wahre Bedeutung von Liebe und Verlust.
A MAN OF THE WORLD
Regie: Anne Paulicevich
Drehbuch: Anne Paulicevich
Produktion Deutschland: NiKo Film (21,2%)
Förderung: 150.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Versus Productions, Belgien (40,1%)
Weiterer Koproduktionspartner: Indigo Film, Italien (38,7%)
Italien, 1938. Der Kunsthistoriker und Antifaschist Bandinelli wird gezwungen, Mussolini, Hitler und ihrer Delegation die schönsten Museen von Rom und Florenz zu zeigen. Anarchisten wie Kommunisten fordern ihn auf, ein Attentat auf die zwei Diktatoren zu verüben, die ganz Europa in Schutt und Asche legen werden. Bandinelli, der sich immer aus der Politik heraushalten wollte, sieht sich mit einer moralischen Entscheidung konfrontiert: Soll er Widerstand leisten und einen Anschlag wagen oder schweigend zuschauen?
THE OTHER SIDE OF SILENCE
Regie: Dheeraj Akolkar
Drehbuch: Dheeraj Akolkar, Gerd Fleischer
Produktion Deutschland: Tondowski Films GbR (34,6%)
Förderung: 100.000 Euro
Hauptproduktionspartner: Sant & Usant, Norwegen (65,4%)
Auf ihrer letzten Mission reist die norwegische Aktivistin Gerd Fleischer in mehrere Nachkriegsländer wie Deutschland, Bosnien, Uganda, Vietnam und Irak und sammelt die Zeugenaussagen von Kindern aus vier Generationen, die aus Kriegsvergewaltigungen hervorgegangen sind. Gerds Mission ist es, die traumatischen Geschichten von gestern zu erzählen, um die Unschuld der Kinder von morgen zu schützen.
Alle Förderentscheidungen des laufenden Jahres finden Sie hier.